So finden Sie eine Tanzlehrerin

zwei Tänzerinnen mit Schleiern in Rot und Blau

Anleitung für eine nicht ganz einfache Suche

Orientalischer Tanz, volkstümlich auch Bauchtanz genannt, wird in der Schweiz in unzähligen Studios und in der ganzen stilistischen Bandbreite unterrichtet. Das ist einerseits erfreulich, weil Sie fast sicher auch in Ihrer Nähe einen Kurs finden, andererseits aber auch ziemlich unübersichtlich. Wie soll man als Laie erkennen, ob eine Lehrerin gut ist oder nicht? Wie soll man sich entscheiden? Worauf muss man achten? Hier ein paar Hinweise.

 

Die Gründe, warum Frauen sich vom Orientalischen Tanz angezogen fühlen, sind vielfältig: die Begeisterung für arabisch-türkische Musik, Trommelrhythmen oder Stars wie Shakira; die Lust auf weibliche Bewegungen, Erotik, verführerische Kleidung und ein neues Körpergefühl; die Suche nach sich selbst und nach ungewohnten Ausdrucksmöglichkeiten; das Interesse an fremden Kulturen und uralten Tanzformen; die Freude, sich mit gleich gesinnten Frauen zu treffen, vergnügt zu tanzen in jedem Alter auch ohne Mann und ohne die Figur einer Ballerina.

Die Tanzlehrerinnen kommen diesen Interessen und Wünschen zwar im allgemeinen gerne entgegen, verfolgen aber meist einen gewissen Stil in Unterricht, Auswahl der Musik und Art der Choreographien (vgl. auch die jeweiligen Websites). So bietet die eine Lehrerin esoterische Atmosphäre mit Atemübungen und Selbsterfahrung an, eine zweite vermittelt zwischen den Tanzschritten Wissen zur orientalischen Kultur, eine dritte legt Wert auf strenge Disziplin mit dem Ziel später aufzutreten, eine vierte experimentiert gerne mit Musik aus anderen Kulturräumen, eine fünfte vertritt einen rein klassischen Stil. Das führt dazu, dass sich im Laufe der Zeit aus durchmischten Anfängerinnenklassen Frauengruppen mit ähnlichen Bedürfnissen herausbilden, weil Unbefriedigte wieder gehen und sich eine Lehrerin suchen, die ihnen mehr entspricht.

Gut zu wissen
eine orientalische Tanzgruppe in roten Kostümen

Diese Tanzform steht allen Frauen offen, ob alt oder jung, gross oder klein, schmal oder rund, braun oder blond.

Es ist nicht so, dass nur glutäugige, schwarzhaarige Orientalinnen diesen Tanz original unterrichten (und tanzen) können.

Nicht alle grossartigen Tänzerinnen sind auch begnadete Lehrerinnen (und umgekehrt).

Der Unterricht in den grossen Tanzschulen mit der überall präsenten Werbung ist nicht automatisch besser als in den kleinen Studios (Brot vom Grossverteiler ist ja auch nicht unbedingt schmackhafter als das vom Quartierbeck.) Die grossen Studios können aber mit einer grösseren Anzahl von Lehrerinnen mehr Klassen und Unterrichtszeiten anbieten.

Jede Lehrerin vertritt einen eigenen Stil, legt ihre Schwerpunkte unterschiedlich. Ausprobieren!

Die engere Auswahl
Tänzerinnen mit Schleier

Bei der engeren Auswahl können Sie sich auf die Empfehlungen einer Freundin verlassen, die bereits tanzt und/oder selber nach einem Kurs suchen. Wählen Sie unter ihrer Vorauswahl (Tipps in der Randspalte) z.B. drei Studios, die für Sie einigermassen einfach zu erreichen sind oder die Kurse zu den für Sie günstigen Zeiten anbieten (in der Regel finden die Kurse abends statt, es gibt aber auch Lektionen während des Tages oder über Mittag).

Fragen Sie dort an, ob Sie eine Unterrichtsstunde zum Schnuppern besuchen dürfen (das sollte eigentlich überall und in den meisten Fällen kostenlos möglich sein) und ob Sie als Anfängerin überhaupt einsteigen können (nicht alle Lehrerinnen unterrichten jede Stufe oder führen immer Anfängerinnenkurse). Wenn Ihnen der Unterricht gefällt, kann es sich lohnen, zwei, drei Monate auf einen neuen Kursstart zu warten oder aber Fehlendes in Privatstunden nachzuholen und später in einen bestehenden Kurs einzusteigen. (Sich aus Gratis-Schnupperstunden bei allen möglichen Lehrerinnen eine Art Spezialkurs zusammenzustellen, ist unfair und bringt niemandem etwas.)

Für die Schnupperstunden genügen Gymnastikkleidung mit gut anliegendem Oberteil oder Body (damit man die Bewegungen gut sieht), evtl. Gymnastikschuhe und – wenn vorhanden – ein Tuch, das Sie um die Hüften binden können.

Besuchen Sie mehrere Schnupperstunden. Die Lehrmethoden und Tanzstile sind so unterschiedlich, dass man unmöglich von einem «Probiererli» auf alle anderen schliessen kann. Wie sind die Stunden aufgebaut? Gibt es eine Aufwärmphase? Wie werden die Schülerinnen korrigiert? Kann die Lehrerin Ihre Fragen beantworten? Brauchen Sie einen klaren Bewegungsaufbau mit Hintergrundtheorie oder lernen Sie am besten beim Abschauen und Nachmachen?

Schauen Sie sich nicht nur die Lehrerin, sondern auch das Studio und die anderen Frauen an. Fühlen Sie sich wohl und aufgehoben, oder ärgert Sie etwas? Wie ist die Stimmung? Wie die Infrastruktur? Plaudern Sie in der Garderobe mit den anderen Frauen. Vielleicht erfahren Sie mehr.

Die Entscheidung

Es ist für Anfängerinnen fast unmöglich, die Qualität einer Lehrerin zu beurteilen. Sie können sich bei der Wahl also fast nur auf Ihr Gefühl verlassen. Wenn Sie nach jeder Stunde unbefriedigt nach Hause gehen und nach ein, zwei Semestern das Gefühl haben, nicht wirklich vorwärts gekommen zu sein, sollten Sie Ihren Entscheid noch einmal überdenken. Ein Wechsel ist immer möglich. Zudem werden im In- und Ausland immer wieder Workshops angeboten, zu anderen Stilen und besonderen Themen (Zimbel, Trommelsolo, Shimmy, Schleier und Doppelschleier, Baladi etc.) mit anderen (z.T. ganz berühmten) Lehrerinnen und Tänzerinnen. So können Sie fachlich Neues kennenlernen und erleben, wie andere unterrichten.

Sie haben sich entschieden? Schön! Dann wünschen wir Ihnen von Herzen viel Freude mit diesem urweiblichen, anmutig-kraftvollen, ausdrucksstarken Tanzstil, der Ihnen viele neue Erfahrungen und vielleicht sogar ein paar neue Freundinnen bringen wird.